Fragwürdige Helden

Maja Keßler und Dina Osmagic, 17 Jahre

Philoktet, einst ein Held, wurde aufgrund seiner Verletzungen auf der einsamen Insel Lemnos in Griechenland von Odysseus ausgesetzt. Deswegen verspürt Philoktet bitteren Hass auf seinen ehemaligen Freund. Isoliert von der Menschheit und von Schmerzen erfüllt, lebt er seit zehn Jahren auf der Insel. In diesem Stück versuchen Odysseus und Neoptolemos, Philoktet für den Krieg in Troja zurück zu holen. Das Hauptinteresse der beiden liegt aber auf dem Bogen des Herakles, welcher in Besitz von Philoktet ist.

Man betritt den Saal und sieht die Künstlerinnen und Künstler, wie sie „schlafend“ unter Decken auf der Bühne liegen. Die Vorstellung beginnt und ein Mann läuft mit einer Taschenlampe mit rotem Licht herum und erkundet die Gegend. Das wirft Fragen auf, da nicht geklärt ist, wer der Mann ist. Vielleicht unterstreicht er die unheimliche Stimmung.

Es ertönen Laute des Zafraan Ensembles, die sich anhören als kämen sie von Tieren. Der erste Gedanke dabei ist Verwirrung, da man nicht weiß, was sie bedeuten sollen. Nach genauerem Hinhören merkt man, dass die Geräusche von Philoktet und den Musikern stammen. Die Musiker erwachen aus ihrem „Schlaf“ und stehen langsam nacheinander auf. Sie halten Instrumente in ihren Händen, jedoch spielen sie diese ohne Ton. Das erinnert an Sänger, die Luftgitarre auf ihren Konzerten spielen.

Odysseus und Neoptolemos reden miteinander, versteckt hört man Philoktet etwas rufen. Die Gespräche sind auf Griechisch, was eigentlich nicht überraschend sein sollte, da es zum Handlungsort passt, aber trotzdem erstmal ungewohnt ist, da man es nicht versteht. Es wäre schön gewesen, genau zu wissen, worüber geredet wird.

Philoktet erscheint, und seine Kleidung fällt sofort auf, da er verwahrlost und fast wie eine Mumie aussieht. Alle anderen Musiker und Charaktere sind schwarz und unauffällig gekleidet. Dies zeigt den Kontrast zwischen ihnen und deutet auf das Hauptthema hin: Den Verrat und die Ausgrenzung von Philoktet. Odysseus und Neoptolemos stehen Rücken an Rücken, die Arme ineinander verhakt und sagen gleichzeitig dasselbe.
Neoptolemos ist die Marionette von Odysseus ist und gibt dessen Lügen wieder. Damit überredet er Philoktet, mit ihm nach Troja zu kommen.Gerade als Philoktet anfängt, ihm zu vertrauen und ihm den Bogen gibt, bemerkt er den Verrat. Dies trifft sein Herz sehr. Er fragt sich, ob er überhaupt noch ein Grieche ist; ob er überhaupt noch ein Mensch ist.

Philoktet fleht Neoptolemos an, ihm den Bogen zurückzugeben. Dabei merkt man seine Verzweiflung durch seine Stimme und die nervenaufreibende Musik. Er fällt dramatisch zu Boden und fällt in Schlaf. Nach einer Weile fängt er schmerzerfüllt an zu schluchzen. Entweder er träumt vom Verrat, oder ist durch körperlichen und emotionalen Schmerz erwacht. Neoptolemos kommt auf ihn zu. Philoktet richtet sich auf und verflucht die Götter, sowie Odysseus und wünscht ihnen all seinen Schmerz an den Hals.

Rotes Licht umgibt die ganze Bühne, Philoktets Wut und Nervosität leuchten. Der Chor umkreist ihn und redet wirr auf ihn ein. Das könnten verschiedenen und vielen Gedanken Philoktets sein, von denen er übermannt wird. Jeder Gedanke ist ein neuer Stich ins Herz.

Odysseus gibt sich zu erkennen, worauf Philoktet so starke Wut empfindet und am liebsten auf ihn losgehen würde. Der Chor hält ihn davon ab, indem sie ihn von allen Seiten umgeben. Odysseues verschwindet. Es herrscht Stille. Alle außer ihm werden zappelig und laufen im Chaos kreuz und quer über die Bühne. Zunächst ist das sehr verwirrend und seltsam, da man nicht weiß, was dies mit der Geschichte zu tun hat. Es kommt fast so rüber, als würden sie unter Strom stehen. Die Nervosität wirkt sich auf das Publikum aus und baut Spannung auf.

Die Sängerinnen und Sänger setzen sich auf Stühle und halten Bilder vom jeweils anderen hoch. Das könnte bedeuten, dass Philoktet nicht mehr weiß, wem er vertrauen kann, da vielleicht jemand anderer dahintersteckt. Das Stück an sich ist sehr verwirrend und durcheinander, auch das Ende macht alles nicht klarer. Aber es beschäftigt einen immer weiter und man beginnt, die Deutungen und auch den Sinn der abstrakten Elemente zu erkennen.