Naimas Reportertagebuch

Naima, 12 Jahre

Tag 1

Ich gehe durch eine Tür in den Innenhof des Podewil. Dort sind schon viele andere Kinder. Die meisten sind mit ihren Eltern da. Da meine Mama schon gegangen ist, fühle ich mich beim Anblick der vielen Eltern schon etwas einsam. Ein Mädchen mit schöner Hautfarbe und schmalen Augen tritt mit ihrer Mutter auf den Innenhof. Ein Klebestreifen auf ihrem Shirt verkündet ihren Namen. Emma. Alle Kinder haben so einen Klebestreifen bekommen, bevor sie auf den Innenhof gegangen sind. Auch ich. Eine Weile stehe ich noch unentschlossen auf den Treppenstufen, die zum Innenhof runter führen, bis eine Ansage kommt.

Eine junge Frau ruft etwas zu leise: „Alle Kinder kommen mit auf die große Wiese!“ Auf dem Innenhof gibt es tatsächlich eine große Wiese. Auf dem Weg zu der Wiese spricht mich ein Mädchen was ich auf 14 Jahre schätze an. „Hallo ich bin Mathilda, wie heißt du?“ fragt Mathilda. ,,Ich heiße Naima. Für welchen Kurs bist Du angemeldet?“  – „Keine Ahnung“, gibt Mathilda zu. Mathilda hat eine Geige dabei und ihre Haare sind zu einem Dutt verknotet. Auf der Wiese bilden alle ca. 50 Kinder einen großen Kreis. Mathilda und ich stellen uns im Kreis nebeneinander. Gerade will ich Mathilda noch etwas fragen, als die Frau mit leiser Stimme beginnt, die Leiter der Europa-Jam Gruppe vorzustellen. Ich bin für die Young Euro Classic Reporter Gruppe angemeldet.

Eine schon auf den ersten Blick sympathisch aussehende Frau ist unsere Leiterin. Sie heißt Julia, unsere Betreuerin kann ich aber nicht entdecken. Nach einem Aufwärmklatschen mit den Leitern der Europa-Jam Gruppe gehen wir in unsere Gruppen. Mit Julia und der Betreuerin namens Martina gehen wir dann in unseren Reporter Raum. Wir sind insgesamt 10 Kinder in dem Alter zwischen 12 und 17 Jahren, vier Jungen und sechs Mädchen. Der Gruppenraum ist ziemlich heiß, darum gehen wir bald nach draußen. Draußen sollen wir einen Partner finden und uns gegenseitig interviewen.

Ich bekomme eine Kamera von Julia. Mathilda und ein anderes Mädchen bekommen jeweils ein besonderes Aufnahmegerät. Ich gehe mit Mathilda zusammen in eine Zweiergruppe und wir interviewen uns gegenseitig mit dem Aufnahmegerät. Später müssen wir dann ein Porträt (eine Personenbeschreibung) über unseren Interviewpartner schreiben . Also ich muss über Matilda schreiben und Mathilda über mich. Nachdem ich das Portrait fertig geschrieben und abgetippt habe, ist der erste Tag auch schon vorbei. Zufrieden verabschiede ich mich von meiner neuen Freundin Mathilda und fahre mit meinem Fahrrad nach Hause.

Tag 2

Den ersten Teil des Tages verbringen meine Kollegen und ich im Podewil. Nach dem Essen fahren wir dann endlich ins Konzerthaus. Das haben wir schon seit gestern geplant.

Dort interviewen wir den Dirigenten der nationalen Jugendphilharmonie der Türkei. Er heißt Cem Mansur und ist 61 Jahre alt und spricht Deutsch. Er erzählt uns, dass er immer etwas Neues lernt, wenn er mit jungen Musikern arbeitet. Danach Interviewen wir in drei Teams jeweils eine Violinistin von der Nationalen Jugendphilharmonie der Türkei. Ich interviewe mit meinen beiden Kolleginnen Noa und Eustacha die 19jährige Ayda. Sie hat schwarze, mittellange Haare und trägt heute ein blaues Kleid. Leider spricht sie nur Englisch, weswegen ich nicht so viel von dem Interview verstehen kann.

Am Ende unseres Ausfluges zum Konzerthaus hören wir uns noch die Generalprobe der Nationalen Jugendphilharmonie der Türkei an. In dem Saal, in dem sie proben ist es so kalt, dass ich fast erfriere. Das, was das türkische Orchester spielt, gefällt mir sehr gut. Aber so wie der Dirigent mit seinem Dirigentenstab dirigiert, belustigt mich eher. Es sieht so aus, als würde er sich mit dem Dirigentenstab eher wehren oder gegen etwas kämpfen. So dolle fuchtelt er mit dem Ding herum. Dazu hüpft er manchmal noch auf seinem Podest hoch.

Ganz rechts vorne auf der Bühne stehen ein Cellist und ein Mann, der Kontrabass spielt. Sie scheinen sich nicht wirklich zu konzentrieren, denn sie unterhalten sich während eines Stücks, in dem sie mitspielen! Die Nationale Jugendphilharmonie der Türkei hat auch einen  ganz berühmten Solisten am Klavier. Er heißt Gökhan Aybulus und kräuselt beim Klavierspielen immer sehr dolle seine Stirn. Nach der Generalprobe der Nationalen Jugendphilharmonie der Türkei fahre ich mit der U-Bahn wieder zum Podewil. Dort warte ich dann bis ich abgeholt werde.

Tag 3

Heute beginnt unser Reporter Workshop mit einer Besprechung, wer heute welche Texte schreibt. Danach gehe ich mit Lina, einer anderen Kollegin, zu einer Gruppe namens „Klanginsel“. Als wir dort ankommen, gibt es gerade eine Ansage zu einer kurzen Trinkpause. Sobald die Ansage gemacht ist, beginnt ein kleiner Junge, der eine schwarz weiß gestreifte Latzhose trägt und Piet heißt, eine Kissenschlacht, indem er anfängt mit einem Kissen auf die anderen Kinder einzuschlagen. Daraufhin nehmen sich die anderen Kinder auch ein Kissen und die Schlacht beginnt. Endlich schaffen die Leiter der Klanginsel es, die Kissenschlacht zu beenden und alle gehen nach draußen in den Innenhof, wo das Mittagessen schon wartet. In der Mittagspause interviewen Lina (meine Kollegin) und ich drei Mädchen aus der Klanginsel. Sie heißen Luna (10), Nele (10) und Tamina (8). Nach der Mittagspause geht der Ablauf mit einem Spiel namens Eisbär weiter. Ich spiele auch mit. Aber da das Spiel eher was für Kleinere ist, macht es mir nicht so wirklich Spaß. Dann gibt es schon wieder eine Trinkpause.

Nach dieser Trinkpause werden die Kinder für das nächste Spiel in vier verschiedene Teams aufgeteilt. In das A Team, in das E Team, in das U Team und in das O Team – die Vokale aus dem Wort EUROPA. Aber jetzt kann das Spiel immer noch nicht losgehen, denn erstmal kriegt jedes Kind einen großen Papierwimpel, den es anmalen muss. Auf die eine Seite des Wimpels vom A Team soll ein kleines oder großes A, beim E Team ein kleines oder großes E, beim U Team ein kleines oder großes U und beim O Team ein kleines oder großes O. Auf die andere Seite des Wimpels müssen die Kinder jeweils ein Wappen malen, das sie sich mit ihrem Team ausdenken. Dazu müssen die Kinder des A Teams ganz viele Dinge, die mit a anfangen, auf ihre Wimpel malen, dass E Team muss ganz viele Dinge die mit E anfangen auf ihre Wimpel malen,  das U Team muss ganz viele Dinge mit U auf ihre Wimpel malen und das O Team muss ganz viele Dinge mit O auf ihre Wimpel malen. Ich mache ein Foto von einem Bild mit einem U-Boot, aus dem eine Urgroßmutter herausschaut. Während die Kinder noch malen, gehe ich heute aus der Klanginsel Gruppe und gehe wieder in meine Reporter Gruppe. Etwas später werde ich dann abgeholt.

Tag 4

Heute beginnen wir wieder mit einer Besprechungsrunde. Dann arbeiten wir alle bis es endlich Mittagessen gibt – heute habe ich nämlich ganz doll Hunger. Nach der Mittagspause fahren meine Kollegen und ich zum Konzerthaus. Dort angekommen, gehen meine Kollegen und ich direkt in unseren Reporterraum. Er ist schön kühl und man kann in dem Raum sehr gut arbeiten. Während ich einen Text in mein Handy tippe, freue ich mich schon auf die Konzertprobe von dem Jovem Orquestra Portuguesa (Jugendorchester Portugal), die wir uns nachher anhören wollen.

Endlich ist es so weit. Wir gehen in den großen Konzertsaal. Dort wird gerade aufgebaut. Zum Aufbau gehört es, die Bühne hochzufahren. Wir haben das Glück, dass wir das sehen können.
Es sieht ziemlich cool aus wie die ganze Bühne für 100 Musiker eineinhalb Meter nach oben fährt. Zum Glück bin ich zu den Reportern in die Gruppe gegangen, sonst hätte ich das nicht erleben können. Als die Bühne fertig hochgefahren ist, beginnt die Generalprobe.
Das Stück, das gespielt wird, finde ich sehr schön. Es ist die 7. Symphonie von Beethoven, sagt uns Julia später. Mitten in der Generalprobe müssen wir uns dann aber leider rausschleichen, um ein großes Foto von allen Gruppen gemeinsam vor dem Haupteingang des Konzerthauses zu machen.

Dann gehen wir wieder in die Probe zurück, diesmal mit allen andren Kindern. Dort wird gerade ein seltsames Stück gespielt, bei dem ein paar behinderte Leute mitspielen. Das die behinderten Leute mitspielen dürfen, finde ich sehr toll. Das Stück gefällt mir nicht so gut .
Um 18:30 Uhr werden wir dann alle vom Konzerthaus abgeholt.