Sprengung von Grenzen

Magdalena Zathammer, 25 Jahre

Das Eröffnungskonzert des ECLAT-Festivals 2021 hat Grenzen nicht nur überwunden, sondern ist weit darüber hinaus gegangen. Mutig und offensiv. Absolut fordernd in seiner Expressivität. Die Performance der Neuen Vocalsolisten war ebenso beeindruckend wie mitreißend. Mit scheinbarer Leichtigkeit balancierten sie auf dem Grat der stimmlichen Grenzen und überzeugten nicht nur als Stimmkünstler, sondern auch mit schauspielerischem Talent beim Darstellen der verschiedenen Rollen.

Im Laufe des Abends durchlebte ich, in meinem Wohnzimmer sitzend, eine Reise in andere Welten und Atmosphären. Ein wahres Wechselbad der Gefühle. Mal hatte ich Tränen in den Augen, mal verspürte ich einen stechenden Schmerz im Herzen, aber fortlaufend war ich fasziniert. Fasziniert von den fremden Klängen und gefesselt von der sinnlichen Geräuschhaftigkeit, die sich durch das Konzert gezogen hat wie ein roter Faden. Besonders getroffen hat mich das Werk des Komponisten Manolis Manousakis mit dem Titel ‘State of Exception‘ für sechs Stimmen und Elektronik. Die Texte von Manolis Manousakis und Angeliki Poulou sowie die Choreografie von Yannis Nikolaides trafen mich mitten ins Herz. Schön war es nicht, nein im Gegenteil es war kaum auszuhalten. Der Komponist führt dem Publikum das Ausmaß an Ungerechtigkeit und das damit einhergehende Leid vor Augen, das manche Menschen ertragen müssen, auf plakative und schmerzhafte. Mich überkam ein Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit. Es war nicht möglich Augen, Ohren und Herz vor dieser Performance zu verschließen.