Wo ist jetzt der Eklat?

Olivia Artner, 26 Jahre

Das Eröffnungskonzert des ECLAT-Festivals ließ mich mit einigen Fragen zurück. Ich will nicht lügen – mir hat es nicht besonders gut gefallen. Zuallererst frage ich mich, wieso mir so langweilig war. Von schönen Zusammenklängen, sehr harmonisch bis atonal, mit und ohne leichte elektronische Unterstützung, bis zu punktuellen Strukturen mit Fokus auf Wortfrakturen und Artikulation war alles dabei. Es gab Videoeinspielungen, performative Elemente, Bühnenbild.

Doch mir fehlte es an Innovation. Fast nichts war dabei, das mich überrascht oder meine Aufmerksamkeit wirklich voll eingefordert hätte – einzig das Werk “Cabaret Macabre” der jungen Komponistin Aya Metwalli ließ mich aufmerksam zusehen. Im Zentrum stand für mich dabei die Künstlerin selbst, welche die Hauptstimme übernahm, die Effektgeräte steuerte und dabei ohne zu über-performen eine großartige Präsenz schaffte.

Die stimmliche Feinheit, mit welcher Metwalli mich überzeugt hat, fehlte mir vor allem in Raed Yassins Stück ‚A Short Biography of a Snake‘, welches auf der Rezitation von Koranversen beruht. Was ich an jenen geistlichen Gesängen besonders spannend finde, die feine Intonation und die differenzierte Artikulation, ging in dieser “europäischen”, eher abgeflachten Version total unter. Auch die vom Komponisten selbst gesteuerten Synth-Pads zur flächigen Unterlegung konnten hier keine zusätzliche Ebene öffnen.

Diese Abgeflachtheit ist, was ich im ganzen Konzert beobachtet habe: Für mich blieben Klänge, politische Inhalte und Performance an der Oberfläche, eine packende Tiefe konnte mich nicht erreichen. Auch die Videoinstallation, welche in den Umbaupausen und während der Stücke zu sehen war, konnte mich nicht abholen. Die Verbindung zur Musik fehlte mir, die Bilder von Landschaften und Stadt waren für mich zu sehr Textur und zu wenig aussagekräftig.

Nicht zuletzt war der improvisatorische Charakter vieler Werke für mich nach einiger Zeit mühsam. Das wiederholte Flüstern und Singen von Phrasen oder deren Fragmenten war einfach etwas zu durchschaubar – vielleicht hätte eine genauer geplante Struktur im Improvisationsablauf mehr Spannung in die Musik gebracht.