Teil des Klanguniversums

Hannah Schneider, 28 Jahre

Mir gegenüber sitzt Marta Gentilucci. Nun ja, mir gegenüber sitzt mein Laptop, der mir Martas Bild aus Ihrem Zuhause in meins überträgt. Am Tag nach der Aufführung ihres Stücks Canzoniere konnte ich mit der zufrieden wirkenden Komponistin sprechen. Die Werke der ausgebildeten Sängerin sind stark vom Gesang beeinflusst. Die physische, direkte Natur der menschlichen Stimme ist ein wichtiger Leitfaden auf ihrer Suche nach neuen Klängen. Die Arbeit mit den an ihren Kompositionen beteiligten Musiker*innen beschreibt sie als symbiotisch.

Gentilucci ist fasziniert von den physikalischen Eigenschaften, die einen Klang ausmachen, besonders die des Vibrato. In ihrem Canzoniere I addiert sie zu den live erzeugten Klängen der menschlichen Stimme und der Perkussion elektronisch erzeugte Klänge, die sich mit den organisch erzeugten Klängen mischen. Auf die tenuto gesungene menschliche Stimme wird ein künstliches, elektronisch generiertes Vibrato gelegt, was beide Sphären verschmelzen lässt.

Die Ausbreitung des Klangs im Raum ist eine weitere Komponente, die Gentilucci verfolgt. Halte man die Ohren nah an eine Trommel, so sagt sie, entfaltet sich ein Universum an Klängen, das man aus einer größeren Entfernung nicht wahrnehmen kann. Diesen Effekt macht sie sich durch elektronische Verstärkung zu Nutzen. Marta Gentilucci versteht ihre Kompositionen als Entdeckungen, die sie immer weiter bringen auf einer niemals endenden Suche. Sie sieht ihr Werk als Gesamtwerk, mit jedem Stück als Teil dessen. Im Rahmen dieser Suche dürfen wir uns wohl noch auf einige spannende Werke freuen: