Eingefangen in einer anderen Welt

Liska Napel, 14 Jahre

Was macht Musik mit uns? Wie kann es sein, dass ich das Gefühl bekomme die Zeit würde stehen bleiben, nur weil ich so fasziniert oder ergriffen von einer Melodie bin? Als ich am 13. Oktober in der Krypta in Hegne sitze und Wojciech Garbowski und Marcus Hagemann zuhöre wie sie ihr Konzert geben, habe ich genau diese Gedanken. Alles, was außerhalb des Raumes ist, scheint so weit weg zu sein, wenn sie ihren Gefühlen freien Lauf lassen und unglaubliche Stücke und Improvisationen spielen. Wenn ich dann auch noch die Augen schließe, Gänsehaut sich auf meiner Haut bildet, scheine ich wirklich in einer anderen Welt zu sein. Und nicht nur ich. Auch die beiden Musiker wirken wie weit weg und trotzdem noch sehr nah.

Ein Teil ihres Programms des Abends ist die Improvisation und der Dialog miteinander. Sie scheinen irgendwo miteinander zu kommunizieren ohne sich anzuschauen oder miteinander zu reden. Sie fühlen, was der andere fühlt. Vor allem merke ich dies, als der Geiger Wojciech Garbowski die Bach-Partita No.2 spielte und der Violoncellist Marcus Hagemann ihm zwischen den Sätzen improvisierend im „Dialogo“ antwortet. Das scheint wie ein Gespräch zwischen zwei Menschen, die auf der einen Seite unglaublich gut zuhören können, doch auf der anderen Seite auch etwas zu sagen haben. Wie geht das ohne auch nur irgendein Konzept zu haben? „Man muss sich auf Sachen einlassen, denn nur dann passieren sie auch,“ sagt Wojciech Garbowski dazu.

Teilweise sitze ich nur in der Bank wie die anderen, starre die flackernde Kerze vor mir an und denke einfach nichts. Ich bin so voller Gefühle, dass für Gedanken gar kein Platz ist. Erst viel später, auf dem Weg nach Hause kommen sie langsam wieder. Erst dann bemerke ich, wie weit weg ich tatsächlich war.