Im Stehen

Ayla, 17 Jahre

Von Anfang an war klar, dass das heutige Konzert des Jovem Orquestra Portuguesa ein Besonderes werden würde. Es fängt an mit der Festivalhymne, welche nicht nur von einer Kammermusikbesetzung gespielt wird, sondern von der gesamten Bläser- und Schlagwerkbesetzung des Orchesters. Die jungen Musiker präsentieren diese im Stehen, souverän, auch wenn die Hymne mittlerweile für diejenigen, die schon oft bei Konzerten von Young Euro Classic waren schon langweilig ist, aber dennoch immer ein Erlebnis.

Das „Prélude à l´unisson“ aus der Suite für Orchester Nr.1 von George Enescu, welches die Geigen, Bratschen und Celli im Unisono spielen, ist kraftvoll und gleichzeitig sehr gefühlvoll. Es steckt sehr viel Power darin, die durch die Musiker äußerst präzise hergestellt wird. Eine besondere Spannung in diesem Konzert liegt darin, dass der Übergang zu der Uraufführung des Werkes „Alcance│Reach“ von João Godinho fließend ist, es keine Pause zwischen diesen beiden Werken gibt. Diese Uraufführung ist eine Besonderheit, denn es spielen mit dem Orchester die Mitglieder des Ensembles „Notas de Contacto“, in welchem Menschen mit Behinderung musizieren. In diesem furiosen Werk wird dem Schlagwerk eine besondere Bedeutung gegeben und es wird mit interessanten, neuen Klangeffekten gearbeitet und am Ende wird symbolisch eine Brücke zwischen Orchester und Publikum gebaut, mithilfe von langen Papiersschlangen, auf denen Wünsche zu Inklusion stehen.

Nach der Pause dann eine Fortsetzung des diesjährigen Beethoven-Zyklus bei Young-Euro Classic: die 7. Sinfonie. Die Musiker spielen diese komplett im Stehen, außer den Cellisten, die dies ja bekanntlich nicht können. Besonders der 2. Satz entfaltet eine hervorragende Wirkung im Berliner Konzerthaus, welche besonders durch die ersten Takte entsteht. Eine beruhigende, ausdrucksvolle Wirkung, welche durch das Orchester einen besonderen Ausdruck erhält. Der eigentliche fesselnde Satz ist jedoch der 3.Satz. Gab es nach den ersten beiden Sätzen im Publikum noch jegliche Geräusche, ist es nach dem 3.Satz beinahe still. Der 4. Satz brachte das Publikum dann endgültig zum Staunen und zum Jubeln. Wieder gab es standing-ovations und minutenlangen Applaus. Als Zugabe kam der Beweis, dass auch ein Orchester einen Chor bilden kann und die Instrumentalisten singen können.