Mehr Vertrauen, weniger Dirigent

Lisa Kellner, 13 Jahre

Es wird dunkler, die Gespräche werden eingestellt und das Licht richtet sich auf den Mittelpunkt des heutigen Abends – das C/O Chamber Orchestra. Voller Vorfreude richte ich mich in meinen Sitz auf, als die ersten Töne der Sinfonietta von Benjamin Britten erklingen. Ich lehne mich zurück und lasse die Musik auf mich wirken.

Das Stück ist abwechslungsreich, mal spannungsvoll mit viel Energie, mal sanft und schwebend. Die hellen Töne der Flöte klingen fasst magisch und die Einsätze des Horns hören sich in diesem großen Saal des Konzerthauses Berlin voluminös und majestätisch an. Vor dem Konzert hat mir die Hornistin Julia Daiger erzählt, dass sie das Horn wegen seines Klang mag und es sich mit fast allen Instrumenten gut anhört.   

Im Konzert beobachte ich, dass auch die Künstler und Künstlerinnen die Musik genießen. Sie spielen leidenschaftlich und vor allem mit Vertrauen zu einander, da es ja keinen Dirigenten gibt. Und doch spielt das Kammerorchester im Einklang und als die letzten Töne der temperamentvollen Tarantella verklingen, sind alle begeistert. Der Klarinettist der Gruppe, Jason Denner, hält noch eine kurze Rede und sagt etwas zu den Stücken, dann geht es auch schon weiter, diesmal mit Brahms. Das Stück unterscheidet sich sehr von dem vorherigen, ist aber nicht weniger bezaubernd. Brittens Musik klingt etwas stückeliger und moderner – aber das ist ja kein Wunder, da es aus einer späteren Epoche stammt. Brahms‘ Musik dagegen klingt harmonischer und zusammenhängender.

Noch einmal beweisen die 11 Musiker und Musikerinnen, dass sie auch ohne Dirigenten zusammen wunderschöne Musik machen können. Alle spielen konzentriert und energievoll. Dass das Ensemble erst seit einer Woche geprobt hat und einige von ihnen noch später dazugekommen sind, bemerkt man kaum. Die Cellistin spielt schwungvoll und leidenschaftlich, das Fagott und der Kontrabass bilden mit ihren tiefen, gleichmäßigen Tönen das Fundament des Stückes. Ich bin so vertieft in die Musik, dass ich überrascht bin, als es schon vorbei ist. Das Kammerorchester verbeugt sich und alle applaudieren begeistert.

Und es gibt noch eine Zugabe. Die „Ungarischen Tänze“ bilden einen schwungvollen Abschluss des Konzerts. Ich klatsche, bis meine Hände wehtun. Das war ein einmaliges Erlebnis.