Stablos im Konzerthaus

Nike von Waldenfels, 14 Jahre

Ich brauche ein paar Sekunden, um den riesigen Saal im Konzerthaus auf mich wirken zu lassen, einen Raum mit drei Ebenen im barocken Stil. Von der Decke hängen prunkvolle Kronleuchter und das Geländer der Emporen ist mit Gold geschmückt. Die Bühne ist so groß wie ein halber Sportplatz und die Gruppe von Musikern und Musikerinnen scheint ganz klein zu sein. Das c/o chamber orchestra probt gerade, zum letzten Mal vor der großen Aufführung. Und gleichzeitig erst zum dritten Mal überhaupt als vollständige Gruppe.

Die Geigen spielen eine kurze Melodie und das Cello und die Querflöte steigen nun auch ein. Der Kontrabass beginnt, eine tiefe Begleitung zu spielen und Stück für Stück setzt sich ein Teil der Sinfonietta op.1 von Benjamin Britten zusammen, und das ganz ohne Dirigent oder Dirigentin. Das c/o chamber orchestra wurde vor acht Jahren gegründet, aber die Besetzung für dieses Konzert spielt erst seit knapp einer Woche miteinander. Die Gruppe, die bei Young Euro Classics mitspielt, besteht aus elf Musiker:innen und niemandem, der dirigiert. So will die Gruppe ihre Musik offener an die Zuhörer bringen, denn wenn man nicht die ganze Zeit nach vorne auf den die Dirigierenden schauen muss, hat man die Freiheit, seine Mitmusiker:innen zu beobachten, sich an ihnen zu orientieren. Ich finde, es herrscht auch eine ruhigere und angenehmere Atmosphäre als bei vielen anderen Orchestern. Niemand hetzt, es gibt Zeit für Witze und Smalltalk und das, obwohl das Konzert in wenigen Stunden beginnt. Die Musik klingt sehr professionell. Die Töne kommen gleichzeitig und parallel, auch wenn niemand einzählt und das Orchester erst vor einer Woche gebeten wurde, dieses Konzert zu geben. Man hört und sieht schon bei der Probe deutlich, dass die Musiker und Musikerinnen einander vertrauen und gut eingespielt sind.

Es ist eine Freude, zuzusehen, wie sie sich umschauen und entspannt auf den Nachbarn und die Nachbarin schauen um deren Einsatz zu signalisieren.