Mini-Sängernachwuchs

Noa, 15 Jahre

Die 20 Mini-Nachwuchsmusiker und Musikerinnen des Workshops Europa Chor proben täglich von 10-14 Uhr mit ihren Dozentinnen Defne Sahin, der Betreuerin Donya und dem Pianisten Johannes im Konzertsaal des Podewil. Am zweiten Tag besuche ich sie bei ihrer Probe.

Nachdem die Mädchen und Jungen jeder eine bunte Chormappe bekommen haben, suchen sie die Noten zu dem Stück „Guten Morgen, gut Nacht“ von Johannes Brahms. Während die Dozenten allen helfen, die Noten zu finden, fangen einige Kinder, die das Stück bereits kennen, schon an, es für sich oder mit ihren Freunden zu singen. Ein Mädchen mit braunen Haaren und einem Blümchenkleid fragt, ob das Stück von dem Pianisten des Workshops, Johannes, komponiert wurde, woraufhin Defne den 5- bis 9-jährigen Sängerinnen und Sängern erklärt: „Johannes Brahms ist ein berühmter, schon gestorbener Komponist; unser Johannes ist ein berühmter, noch nicht gestorbener Komponist.“ Nachdem das geklärt ist, singen Donya und Defne den Kindern das Stück mit Klavierbegleitung vor. Donya singt dabei die Sopran- und Defne die Altstimme. Dann übt der Chor erst einmal die Sopranstimme: Mit Klavierbegleitung singen alle zusammen die erste Strophe. Anschließend wird nur der Text durchgesprochen, danach singen wieder alle zusammen. Weil das so gut geklappt hat, dürfen die Kinder auch gleich alleine, ohne Donya und Defne, singen.

Dann wird der Chor in zwei unterschiedlich große Gruppen geteilt: Die größere Gruppe singt weiterhin Sopran, die kleinere singt die Alt. Ein halb asiatischer Junge, der eine blaue Hose und ein blaues T-Shirt trägt, fragt, ob er statt Sopran die Altstimme singen darf, worauf er mit einem Mädchen mit braunen Locken und dunkler Haut tauscht, die Alt singen soll, jedoch lieber Sopran singen würde. Die Aufteilung wirft außerdem direkt die Frage auf, ob Alt die Männerstimme ist. Nachdem die Dozenten das verneint haben und Stimmlagen in einem Chor erklärt haben, kann es weiter mit der Probe gehen. Damit das zweistimmige Singen gut klappt, wird zuerst die Altstimme alleine geprobt. Zuerst achten die jungen Sänger und Sängerinnen nur auf Defne, die die Stimme mit ihnen probt, aber dann sollen sie auch auf Johannes am Klavier achten, der die Stimme auch spielt. Als die Altsänger das gut können, werden Alt und Sopran zusammengesetzt. Defne singt weiterhin Alt und Donya Sopran. Der Chor singt ein paar mal zusammen, bis es auch das zweistimmige Singen gut klappt, und dann ist es auch schon Zeit zum Mittagessen.

Ich fand es sehr spannend zuzusehen, wie die Dozenten mit den Kindern geübt haben, da sie dabei sehr sanft, aber auch konsequent vorgegangen sind. Ich habe deutlich gehört, wie die jungen Sänger mit jedem Mal Singen besser wurden. Außerdem hat man den Kindern angemerkt, dass sie Spaß beim Singen haben, und dass sie am zweiten Tag schon eine Gemeinschaft waren.