Das Video „I WANT A PRESIDENT“ ist der Ruf der Künstlerin Maria Naprushinka und des Komponisten Clemens K. Thomas nach einer Präsidentin, die Hausfrau, Hebamme, Putzfrau und Krankenschwester ist – einer Präsidentin, deren Erfahrungswerte die einer vom System nicht bevorzugten, sondern meist zurückgedrängten Person widerspiegelt. Einer Präsidentin, die nicht korrupt, sondern fair und ehrlich ist.
Die zerrissene Rezitation des Textes in Kombination mit einem Kontrapunkt aus humorvollen, fast bizarren punktuellen Sounds und der rhythmisierten kyrillischen Version des Textes im Video eröffnet ein groteskes Umfeld, welches als ein zynischer Kommentar über die vorherrschenden politischen Verhältnisse in Belarus gelesen werden kann.
Als einziges Werk der Ausstellung spielt dieses Video bewusst mit der Dekonstruktion von Sprache – anfangs werden Sätze und einzelne Worte auseinandergerissen und neu kombiniert, im weiteren Verlauf bleiben von der Sprache teils nur mehr einzelne Samples übrig. Das macht die Rezitation eines in sich logischen Textes spannend, ohne jedoch die Verständlichkeit von Sinn und Inhalt zu beeinträchtigen. Das Video fesselt, indem es sich mit gesellschaftlichen Problemen auseinandersetzt, ohne direkt auf ein konkretes politisches Ereignis hinzuweisen, und doch nicht völlig abstrakt. Das gelingt durch Sprachbearbeitung und Sounds auf eine leicht irritierende Weise und lädt dadurch zum mehrmaligen Ansehen ein – ein starker Eindruck bleibt im Kontrast zu den übrigen Exponaten der Ausstellung, welche das Thema sowohl auf visueller als auch auf auditiver Ebene völlig anders behandeln.