Ein zerbrochener Bildschirm mit zersplitterten Momenten. Ein Mosaik aus Gedanken, Erlebtem und Erinnerungen. Das Werk gewährt Freiheit. Freiheit für das Auge, im ersten Blick einen Moment zu erhaschen und im zweiten eine letzte Bewegung zu erahnen. Es fesselt das Auge und zwingt es beinahe, durch die Scherben klar zu sehen. Aber der Film läuft unentwegt weiter, die Musik drängt zum Weiterdenken und plötzlich ist man wieder am Anfang. Wieder die friedlichen, verschwommenen Bäume, die nur ein Echo von dem sind, worum es eigentlich ging.
Im Zuge der digitalen Ausstellung Echoes – Voices from Belarus präsentiert, präsentiert die Künstlerin Zhanna Gladko ihr Video-Exponat „The Sun Through Trees“. Es zeigt Fragmente aus zufällig aufgenommenen Handyaufnahmen. Ein Echo der Proteste vom 16. August in Minsk. Vorgeführt durch den Bildschirm ihres durch Risse durchzogenen Handys, erscheinen nicht nur die Videos als schwebende und aufflackernde Momente, auch die Zerrissenheit des Zeitpunktes dieser Aufnahmen wird deutlich. Die zufälligen Handyfilme werden zu höchst brisanten Zeugen der Proteste und des Widerstandes gegen die Politik in Belarus. Gegen Beschränkungen und Verbote im Sinne der Menschenfreiheit. Vermittelt durch den zerbrochenen Bildschirm und begleitet von einer schwebenden Hintergrundmusik mit dezidierten Einsätzen klassischer und elektronischer Sequenzen, verliert sich das Auge in diesen Szenen, die paradoxerweise sowohl surreal als auch vollkommen drastisch real wirken. Jedes Protestsymbol und jeder Widerstandsgedanke wird zu einem Mosaikteil innerhalb der auf dem Scherbenbildschirm abgespielten Videos. Zu einem Mosaikteil, das dazu auffordert hinzuschauen.