Zum Höhepunkt des YEC-Juniorfestivals „Music is my first love“ sind Familien eingeladen, ins Konzerthaus Berlin zu kommen. Überall sieht man fröhliche Kinder mit ihren Eltern und Geschwistern oder Freunden. Beim Herumlaufen hört man von überall Musik – von Kinderkonzerten professioneller Musiker bis hin zu Instrumenten-ausprobierenden Kindern in einer Ausstellung des Klingenden Museums.
Um 14 Uhr ist im Werner-Otto-Saal ein „Chorsingen für alle“, das die Dozentin des Workshops „Europa Chor“, Defne Sahin leitet. Der Pianist Johannes von Ballestrem, der ebenfalls mit dem „Europa Chor“ gearbeitet hat, sitzt am Klavier. Als ich in den Saal hineinkomme, sind schon sehr viele Leute anwesend, sowohl Erwachsene als auch Kinder. Die Stühle, die in einem Halbkreis um die Bühne gestellt sind, sind jedoch noch größtenteils frei, da die meisten Kinder auf einem Teppich in der Mitte der Bühne sitzen. Als aller erstes fordert Defne, die ein kastanienbraunes T-Shirt und eine elegante schwarze Stoffhose trägt, uns dazu auf, uns hinzustellen, damit wir unsere Körper lockern können. Das tun wir dann auch, indem wir unsere Arme kreisen, diese und unsere Beine ausschütteln und noch einige weitere Übungen machen. Danach wärmen wir unsere Stimmen auf.
Nachdem wir in unterschiedlichen Lautstärken Lokomotiven und Bienen nachgeahmt haben, setzt sich die „Kursleiterin“ ans Klavier und spielt uns einfache Melodien vor, die wir in verschiedenen Tonarten singen. Dann erklärt uns Defne: „Wir werden gleich eine Art eigene Europahymne singen, die aber so ähnlich ist, wie die, die sich die Workshops Europa Jam und Europa Chor ausgedacht haben.“ In einem Teil sollen wir in unserer jeweils eigenen Sprache flüstern. Ein anderer Teil ist ein Volkslied, das es in fast jeder osteuropäischen Sprache gibt, danach kommt dann „Bruder Jakob“. Diese zwei Lieder summen wir oder singen sie auf Silben, das kommt auf das Zeichen von Defne an. Bei „Bruder Jakob“ teilt sie uns Teilnehmer in vier Gruppen. Ein kleines Mädchen mit blonden Haaren und einem weißen Kleid, das auf dem roten Orientteppich in der Mitte des Raumes steht und in eine andere Gruppe als ihre Mutter geteilt wurde, rennt schnell zu ihr und nimmt ihre Hand. Dann singen, beziehungsweise summen wir „Bruder Jakob“ im Kanon. Und schon singen wir einen Durchlauf von der „Hymne“: Zuerst flüstern wir, dann summen wir das osteuropäische Volkslied und singen es dann auf Silben, anschließend singen wir „Bruder Jakob“ und summen es, zum Schluss flüstern wir wieder und werden immer leiser. Auch bei den zwei Volksliedern gibt Defne die Lautstärke an, indem sie ihren Arm hebt (lauter) oder senkt (leiser).
Das „Chorsingen für alle“ hat mir von dem ganzen Familientag am besten gefallen, weil ich gerne singe und es sehr interessant war zu erfahren, wie professionelle Sänger sich aufwärmen. Außerdem fand ich es toll, wie gut der Chor trotz der großen Altersspanne geleitet wurde.