Ungarische Explosionen

Friederike Peters, 16 Jahre

Von der ersten Minute an begeistert mich das O/Modernt New Generation Orchestra. Ungarisches Temperament erfüllt den Saal und reißt mich mit. Werke von Brahms und Bartok auf die Bühne und interpretieren die Stücke neu, mit Hilfe ungewöhnlicher Instrumente. Der Abend beginnt mit Brahms‘ erstem Ungarischen Tanz, ich werde sofort von dem warmen und weichen Klang des Orchesters umhüllt. Schnelle und langsame Tempi wechseln sich spielerisch ab, und jedes Mal werfen die Musiker_innen sich in ein furioses Forte.

Hugo Ticciati ergreift das Wort und kündigt das nächste Werk von Bartok an, seine berühmten Duos, welche ursprünglich für zwei Geigen komponiert wurden. Hugo spielt es mit dem Klarinettisten Christoffer Sundqvist, Das erste Stück beginnt so sanft, dass ich es kaum höre. Nach und nach erst werde ich von der Dynamik mehr und mehr mitgerissen. Es macht Spaß, Christoffer zuzuschauen. Er verwandelt die als technische Übungen gedachten kleinen Stücke durch sein engagiertes Spiel in kleine Meisterwerke, spielt sehr frei und leger, manchmal tanzt er regelrecht dabei. Die beiden Musiker verleihen jedem der kurzen Duette einen ganz eigenen Charakter, von verhalten bis rustikal und energisch und machen mich jedes Mal gespannt darauf, was als nächstes kommen wird.

Der Cimbalist Miklos Lukacs beginnt sein Solostück sehr leise, mit kleinen Melodien. Doch plötzlich bricht es aus Lukacs heraus und man kann kaum noch die Klöppel sehen, so schnell jagen sie über sein Instrument. Das Cimbalom ist mit dem europäischen Hackbrett verwandt und seit 200 Jahren wichtiger Bestandteil der ungarischen Volksmusik.

Nach diesem beeindruckenden Arrangement tauche ich in ein anderes Werk Bartoks ein. Das Divertimento beginnt schnell und fröhlich, doch vor allem im zweiten Satz kommt eine fast unheimliche Schwere zum Vorschein, die auch sinnbildlich für die Zerrissenheit Bartoks nach Kriegsbeginn ist. Die Musiker_innen verkörpern diese verschiedenen Stimmungen und beeindrucken mit ihrem zugewandten Spiel, indem sie immer wieder den Kontakt zu einander suchen und nie für sich spielen. Sie drehen sich zueinander und bewegen sich im gemeinsamen Rhythmus. Die Spannweite der Dynamiken ist riesig und reicht vom dreifachen Piano bis zum dreifachen Forte. Dieser Abend war sehr intensiv, sowohl für die Musiker_innen, als auch für das Publikum. Danke liebe Musiker_innen von O/Modernt!