Verstummtes Echo

Magdalena Zathammer, 25 Jahre

Ich bin verwirrt. Wo soll ich meinen Blick hinwenden? Ich kann die Geräusche, die ich höre, nicht sofort einordnen, versuche die Atmosphäre aufzusaugen. Mich hineinzuversetzen. ‚Wir warten auf den Frühling‘ – Ja, warten wir nicht alle irgendwie und ständig auf einen Frühling?

Die Stimmung ist düster und fast apokalyptisch. Im Mittelpunkt des Bildes sieht man ein abstraktes Gesicht. Zwei überdimensionale Augen, eine große Träne und eine Hand, die ein Brautpaar zu halten scheint. Man hat das Gefühl ein Gewitter zieht auf und verschlingt die kleine, mittelalterlich wirkende Stadt, vielleicht auch das ganze Bild. Engel schwirren um das Brautpaar herum und ein anderer Engel scheint vom Himmel herabzustürzen.

Man hört eine Vielzahl von Geräuschen, ein wirres Durcheinander. Störgeräusche? Ausschnitte aus Nachrichten. Nachrichten, die ich leider nicht verstehen kann. Schreiende Menschen. Vielleicht ist es ein Aufstand? Wahrscheinlich! Es sind Menschen auf der Straße, Menschen die versuchen sich Gehör zu verschaffen. Ich kann nicht verstehen was sie sagen. Aber ich höre ihre Verzweiflung. Und dann sind da Schritte. Schritte die immer näher und näher kommen. Sie marschieren im Gleichschritt, marschieren, um schließlich die Schreie zu unterbinden. Aber jeder Schrei hat ein Echo zur Folge, und diese geräuschhafte Musik, die menschlichen Stimmen hallen in mir und meinen Gedanken wider und wider.

Über das Echo schreibt auch der Künstler Ales Pushkin in dem Text, der zur Installation gehört. Ich verstehe den Zusammenhang von Musik und Bild nicht, bin aber tief berührt. Wer kann das Schreien in Belarus verstummen lassen und den Stimmen ihr Echo zurückzugeben?