Zugang finden

Samira Jani, 19 Jahre

Bei einem klassischen Konzert denkt man an die gehobene Klasse. An Menschen, die mit übergeschlagenen Beinen in einem großen edlen Saal sitzen und verschiedene Stücke mit gestelzter Sprache kritisieren. An Sektempfang und feiner Garderobe. Aber das muss ja nicht nur negativ sein. Zwar ist die klassische Musik nicht für jede Situation und jeden Hörer geeignet, jedoch findet sie eben ihren Platz an einem stilvollen und sinnlichen Ort, an dem man die Klänge auf sich einwirken lassen kann.

Im Vergleich ist Popmusik für eher aufreibendere Erlebnisse wie eine Party geeignet und passt nicht unbedingt in einer Kirche hinein. Alles findet seinen Ort, jedoch sollte das nicht die Zuhörer vertreiben. Doch wie findet man nun einen Zugang zu einer Musik, deren Präsenz bei manchen zu Unbehagen führt, gerade vielleicht bei Jugendlichen, die sich mit der Umgebung nicht identifizieren kann ?

Als jemand, der sich in genau diesem Jugend-Alter befindet, kann ich dazu sagen, dass es relativ einfach ist. Sich auf Neues einzulassen ist das Wichtige, mann muss die Voreingenommenheit beiseite legen und sich der Kunst der Musik widmen, es ist wichtig, die Sensibilität, die meiner Meinung nach die Klassik mit sich bringt, zu akzeptieren. Außerdem kann man sich ganz einfach Musik auf verschiedenen online-Plattformen anhören und runterladen. So ist es möglich, sich die Orte auch passend zu machen. Zum Beispiel in der Bahn auf dem Weg zur Arbeit, Uni oder Schule. Selbst zum Lernen oder einfach nur Entspannen, genieße ich die Musik am liebsten.

Wenn nun aber der digitale Sound nicht reicht, und man sich nach der reellen Akustik sehnt, stehen Konzerte bereit – oft und an allen möglichen Orten. Eine Möglichkeit, die Distanz zwischen den Künstlern und den Zuhörern zu vermindern, wäre, die Konzertform zu ändern. Eine Aufführung auf Straßen oder auch in Bars und Restaurants sind schöne Optionen.

Dieser Meinung ist auch Marcus Hagemann, ein Violioncellist. Bei seiner „Trialog Concerts“ ermöglicht er im Begleitprojekt JungeReporter jungen Schülern das Zuschauen bei den Proben. Dadurch wird ein Einblick in die Erarbeitung eines Konzerts geschaffen und eine ganz neue Wertschätzung der Musik. Vor allem wird sich dabei auf Augenhöhe begegnet und eine neue Verbindung zu den Künstlern geschaffen. Mit Hilfe des Projekts können Hürden überwunden und Zugänge für junge Leite gebracht werden, an der Musikrichtung teilzunehmen.

Die Umsetzung des Projekts war vielversprechend und hat die Erwartungen der Teilnehmer übertroffen. Durch die Möglichkeit des Zuhörens an den Proben erhielten wir einen Einblick, wie die Prozesse vor einem Auftritt ablaufen. Dies verdeutlichte die Komplexität, die in einem solchen Ensemble steckt. Außerdem entstand eine große Sympathie und Verbundenheit mit den Musikern und ihrer Musik. Das Diskutieren über die gespielten Werke und deren Komponisten brachte ebenfalls ein besseres Verständnis über klassische Musik und ihre Entstehung.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich durch Offenheit und einem Begegnen auf Augenhöhe seitens der Zuhörer und Künstler ein Zugang finden lässt und es möglich ist, in allen Altersklassen klassische Musik zu genießen.