Bach wäre sofort dabei

Luisa Zeidler, 14 Jahre

Improvisation ist etwas, auf das man sich einlassen muss. Dabei ist es egal, ob in der Kunst oder in der klassischen Musik. Das beweisen Cellist Marcus Hagemann und Violinist Wojciech Garbowski bei ihrem Auftritt der Reihe „Klangräume“, in einer musikalischen Konversation zwischen Cello und Violine. Während Wojciech zum „Sprechen“ vorgegebene Noten der Partita für Violine von Johan Sebastian Bach nutzt, antwortet Marcus mit einem improvisierten Stück, welches den Namen „Dialogo“ trägt.

Eine Konversation zwischen der ruhigen Musik der Violine und der fordernden Musik des Cellos entsteht und wird innerhalb des Auftritts immer weitergeführt, bis die zwei Instrumente schließlich innerhalb der letzten Liedern ihre unterschiedlichen Arten zu sprechen verbinden. „Dialogo beschreibt, dass man Bezug auf etwas nimmt, was man gehört hat und das kommentiert“, meint Wojciech Garbowski.

Mit dieser Konversation zwischen zwei Instrumenten wollen die beiden Musiker zeigen, dass Improvisation etwas ist, was der klassischen Musik nicht vorenthalten werden sollte. Marcus Hagemanns Meinung zu diesem Thema ist: „Ich vertraue meinem Bauchgefühl extrem. Und ich glaube in dem Moment auch immer, wenn der Komponist das hören würde – er wäre sofort dabei. Und ich bin sicher, dass gerade Bach und Mozart die ersten wären, die diese Wege gewollt hätten.“ Marcus und Wojciech empfinden Improvisation als einen Zustand, in dem man komplett leer und doch konzentriert ist und kein Zeitgefühl mehr wahrnimmt. Dieser Zustand kann zwar sehr schwer sein und Stress auslösen und viele haben auch Angst vor dem freien Fall, nicht zu wissen, was als nächstes passieren wird. Doch je öfter man improvisiert, umso mehr lernt man dieses Gefühl der Zeitlosigkeit zu genießen und sich davon leiten zu lassen, erklären sie. Es kostet auch eine Menge Mut und Vertrauen, seinem Gegenüber das Improvisierte zu zeigen, da man dadurch dieser Person auch einen kleinen Teil von sich selbst offenbart. Man hat keine Möglichkeit, die Meinung oder die Reaktion des Anderen voraus zu ahnen und kann sich deshalb nur auf sich selbst und auf seine Intention zu verlassen.

Etwas, das wir Menschen allerdings oft vergessen ist, das vor allem die Sachen, die aus Spontanität entstehen und von denen wir uns leiten lassen, auch die Echtesten sind.