Ayda Demirkan spielt in der Nationalen Jugendphilharmonie der Türkei und ist zweite Konzertmeisterin. Sie ist ein toller, humorvoller Mensch, entdecken wir während des Interviews.
Kannst du dich vielleicht kurz vorstellen?
Ich heiße Ayda, bin 19 Jahre alt, komme aus der Türkei, aber mein Vater ist halb chinesisch. Hier im Orchester spiele ich Violine. Jetzt ist das achte Jahr, das ich Geige spiele.
Wie bist du aufs Geige spielen gekommen?
Ich wollte eigentlich gar nicht Geige spielen. Aber als ich in der vierten Klasse war, kam eine neue Lehrerin an meine Schule und dann haben wir ein paar Stunden Geigenunterricht bekommen, aber ich habe dann nicht weitergespielt. Eines Tages hat eine Frau bei uns zu Hause angerufen, hat aber gesagt, dass sie sich verwählt hat. Meine Mutter wollte aber trotzdem wissen, was die Anruferin gewollt hatte. Diese hat daraufhin gesagt, dass sie Geigenlehrerin ist. Die Frau war meine erste Geigenlehrerin. Da dachte ich mir, dass ich doch wieder anfangen könnte, Geige zu spielen. Das habe ich dann auch getan und es hat mir Spaß gemacht. Ich wollte allerdings nicht am Konservatorium studieren, weil ich nicht den ganzen Tag nur Geige üben wollte. Aber dann kam ich trotzdem ans Konservatorium, habe meinen Highschool-Abschluss bekommen und dann bin ich vor einem Jahr nach Berlin gekommen, um hier an der Barenboim-Said-Akademie Violine zu studieren. Alles war total unerwartet. Aber es war eine tolle Reise. Ich liebe Zufälle. (Sie lacht)
Was beutet dir die Musik?
Musik bedeutet mir sehr viel. Es gibt nicht eine bestimmte Sache, die mir die Musik bedeutet. Aber…Wenn ich zum Beispiel im Orchester spiele, kann man das Gleichgewicht zwischen den Stimmen spüren; wenn man mit seiner Stimmgruppe probt, kann jeder einzeln spielen, jeder für sich. Wenn dann aber das ganze Orchester zusammenspielt, gibt es immer irgendein Problem, aber das versuchen wir dann gemeinsam zu lösen. In dem Moment, in dem wir zusammen musizieren, gibt es keine Wut und keine Traurigkeit, alle sind nur auf die Musik fokussiert und darauf, mit den anderen zusammen zu spielen. Das ist das Wichtigste im Orchester. Wenn das Orchester zusammen fühlt, ist das genug für alles.
Wer ist dein Lieblingskomponist?
Meine Lieblingskomponisten sind Brahms und Tschaikowski.
Ist das dein erstes Konzert hier?
Nein, das ist mein zweites Mal, ich war schonmal mit dem gleichen Orchester hier und da haben wir auch hier im Konzerthaus Berlin gespielt.
Worauf sollen wir beim Zuhören achten?
Das Programm ist für alle, also nicht nur für Musiker oder Dirigenten. Da wir Spieler alle jugendlich sind, müssen wir bei jedem Programm versuchen, unsere Ohren und unser Gehirn der Musik zu öffnen. Es geht als Zuhörer nicht darum ‚Oh, die da hat einen Fehler gemacht‘, sondern um das Gesamtbild. Man muss versuchen, etwas zu fühlen. Das zu fühlen, was die Musiker versuchen, einem zu übermitteln. Eigentlich ist Musik etwas Philosophisches. Man muss sie auch nicht ganz verstehen, man kann sich zu jedem Stück oder auch zu jedem Satz eine Geschichte ausdenken.
Als uns keine weiteren Fragen einfallen und deshalb schweigend überlegen, erzählt die 19-jährige uns, dass sie total aufgeregt ist, weil das Programm sehr schwer zu spielen sei.
Dass sie so aufgeregt ist, merkt man ihr gar nicht an. Im Gegenteil: Das ganze Interview über wirkte Ayda total entspannt und quittierte unsere Pausen, die wir einlegten, wenn uns keine weiteren Fragen einfielen, nur mit einem Lachen. Das Interview war sehr lustig und hat total viel Spaß gemacht, weil Ayda so ein toller, humorvoller Mensch ist.
Bei der Probe habe ich dann auch gemerkt, dass die Musiker wirklich sehr gut zusammenspielen und gemeinsam die Musik fühlen, so wie Ayda es uns gesagt hat.