Eine Sternstunde ist die Matinee fürwahr, zu der die Besucher dieses besonderen Konzertes in der guten Stube des Sölring Museums zusammengekommen sind. Die Sylter Schauspielerin Misha Loewenberg liest die Episode über Georg Friedrich Händel aus Stefan Zweigs „Sternstunden der Menschheit“. Händel erleidet einen Schlaganfall, sein Arzt gibt wenig Hoffnung, dass er je wieder wird sprechen, geschweige denn: komponieren können. Den unbedingten Überlebenswillen, wie ihn auch der Mut verlässt, wie er schließlich mit möglicherweise von einer höheren Macht geführten Hand seinen unsterblichen „Messias“ komponiert hat Zweig in seiner unnachahmlichen Sprache eingehegt.
Annette Walther hat wunderschöne Werke für Solovioline ausgesucht, die den Text oft zart illustrieren, die Gemütszustände tragen, schließlich das Oratorium skizzieren, während Händel die Musik dazu erdenkt. Sie verzichtet auf Plakatives und schafft, etwa mit Musik von Kaaja Saariaho, moderne Kontraste und schafft damit eine tragfähige Allgemeingültigkeit des Konzeptes. Die Künstlerinnen tragen und inspirieren einander voller Freude, Respekt und Feinsinn. Die gemeinsam erzählte Geschichte gewinnt schnell an Sog und öffnet, auch dies ein weiteres Mal im Festival, ein Fenster zur Ewigkeit.