Aus dem Kopf auf die Bühne

Chloé Pérez Bernard, 13 Jahre

Ohne Orientierung laufen alle Mitwirkenden des Musiktheaters Philoktet zitternd über die Bühne. Dieses Gefühl von Verrat, Wut, alleine und verlassen sein überträgt sich im Stillen auf das Publikum. Man ist als Zuschauer unfähig zu helfen und nimmt das Stressgefühl in sich selbst immer mehr wahr.

Diese Aktion verschweißt sich langsam mit dem Summen tausender Bienen, das vom Mischpult abgespielt wird. Ein sowohl bedrohliches, als auch beruhigendes Geräusch verbreitet sich im Raum. Wie der Komponist Samit Odeh-Tamimi sagt: „Ohne Bienen kein Leben.“ Claudia Pérez Iñesta hat das Libretto geschrieben. Sie sieht in diesem Moment jedoch noch etwas Weiteres: Philoktets Gefühle. Betrogen, allein gelassen fühlt sich der Protagonist, da ihm gerade das Wertvollste, was er auf seiner einsamen Insel, Lemnos, noch hatte mit List weggenommen wurde. Die Musiker des Zafraan-Ensemble übernehmen diese Anspannung. Sie reiben Steine aufeinander, beginnen sie an einander zu schlagen. Das klingt wie Regen, der immer stärker wird und alles übertönt.

Eine Geschichte, in der die Götter keine Rolle spielen (wie in den meisten anderes mythologischen griechichen Sagen). Schon vor 20 Jahren verbreiteten sich Ideen und Klänge beim Lesen aller Texte über Philoktet in seinem Kopf, erzählt der Komponist im Interview. Immer wieder von neuen Gedanken gefüttert, verwandelten sich die einzelnen Klänge in ein ganzes Werk, das jetzt seinen Weg auf die Bühne gefunden hat.