Before ’n‘ after

Belen Kirsch,

Schon seit 10 Jahren spielen Chloé Lévy (Stimme) und Marcus Hagemann (Cello) zusammen. Heute darf ich mit meinem Musik Leistungskurs ihre Generalprobe besuchen, Fragen stellen und das Konzert am Abend miterleben.

Meine Erwartungen an die Musik des Paares waren anfangs auf Klassik beschränkt, da ich wusste, dass das Duo aus Gesang und Cello besteht. Ich bin davon ausgegangen, ein fröhliches Zusammenspielen zu hören, doch als das erste Lied der Probe vorgespielt wird, verstehe ich sofort, dass sich ihre Musik nur als völlig unbeschränkt beschreiben lässt. Sie versetzt mich in einen Zustand der Kuriosität, denn jetzt, wo ich einige Stücke des späteren Konzertes hören darf, bin ich neugierig zu wissen, was das Paar heute Abend noch aufführen wird. Der unglaublich freie Ausdruck und damit auch freien-Raum-kreierende Klang sorgt dafür, dass ich zugleich von Bewunderung überwältigt bin. Ich werde sofort mit einbezogen und aufmerksam. Noch nie hatte ich eine Sängerin eine solche Anwendung für ihre Stimme benutzen gehört. Schnell wird mir ihre klassische Ausbildung hörbar, wie auch die etwas hauchige “Pop”-Stimme. Die Abwechslung beider Modi führt sie wunderschön durch. An dem einzigartigen Musikstil sind viele Jahre Erfahrung und Inspiration deutlich zu erkennen, in der ihre Leidenschaft doch nur wachsen konnte…

Das Konzert findet in einem angenehm beleuchteten Raum statt, der die Klangfarben der Musik wunderbar übertragen wird. Es wird sehr ruhig und das Konzert beginnt. Als erstes das Stück erklingt, das ich schon in der Probe hören durfte, “This is the Place”, eine Eigenkomposition der Sängerin Chloé Lévy, wonach ihr erstes Album zusammen mit Marcus Hagemann benannt ist. Es beginnt mit dem Leitton der merkwürdigen “Shruti-Box”, einem Instrument in, wie es der Name schon sagt, Kistenform, dessen Klang dem eines Akkordeons ähnelt. Das gleiche Lied wird später nochmals gespielt, um das Konzert zu beenden, dieses Mal ein wenig variiert. Ich konnte während des Auftritts mehrere bekannte Lieder identifizieren, die in ihrer Originalform komplett anders klingen, wie beispielsweise “Will you be there” von Michael Jackson, “Wonderful” (Lianne La Havas) oder “Strange Fruit”, ein bedrückendes Jazzstück. 

Positiv überrascht über dieses spannende Konzert, verlasse ich die Kapelle und mache mich mit den Kurskameraden auf den Weg nach Hause. Noch bis zum Ende des Weges bleibt unser Erlebnis mit Chloé und Marcus ein führendes Gesprächsthema. Wir selbst versuchen, Chloés Gesang nachzumachen, indem einer von uns durchgehend einen Grundton singt, während der andere eine mit an dem Grundton reibender Melodie improvisiert. Wir haben alle festgestellt, dass das Konzert weit über all unsere Erwartungen hinausging.