Kurzer Ausflug in den Urwald. Herangezoomt vor die Linse des Forschers ist Simon Løfflers „Animalia II“ eine besondere Fliegenart, verkleidet als Libelle. Sie sitzt auf dem Boden und atmet. Mit ihren Flügeln! Sie schillern ultramarin-violett und öffnen und schließen sich plötzlich und lautlos. Das erinnert an die ruckartigen Bewegungen der Blätter einer fleischfressenden Pflanze.
Das Publikum darf sich entspannt zurücklehnen und zuschauen, wie sich die zwei Wesen auf dem schwarzen Bühnenboden verhalten. Sie verharren nämlich das ganze Stück im hellen Lichtkegel und artikulieren sich. Die Libellenfliegen zuckeln mit den Oberkörpern, lassen Flügel flattern, öffnen ihre Schwingen plötzlich weit oder schaben sie langsam kratzend über den Boden. Kommunizieren sie miteinander? Vielleicht lehnt man sich in dieser Performance auch im Stuhl vor, um näher an die leisen Klänge heranzukommen. Zarte Zischlaute entstehen bei den Bewegungen, ein Rhythmus. Holzige Klänge, die wie eine Guiro klingen, wandern durch meinen Stereokopfhörer um die Ohren herum. Am Laptop kann ich nicht erkennen, wie sie erzeugt werden. Das Spiel aus Synchronität und zeitlich leicht versetzen minimalistischen Bewegungen hält meinen Blick, obwohl die Sprache dieser Wesen aus den immer gleichen Aktionen besteht.
Ästhetisch sieht das ganze aus. Fragile Flügel schillern im Scheinwerferlicht, die schwarzen Anzüge der Performerinnen lassen ihre frei liegenden Rücken hell strahlen. Gesichter sind kaum sichtbar, ihre Stirn ruht auf dem Boden, und das wird auch die gesamte Zeit so bleiben. Die Bewegungen dieser Komposition sind fein differenziert ausgearbeitet und das macht dieses lebendige Standbild zart und geheimnisvoll. Dann schließt sich für den Zuschauer das Guckloch, durch das er auf den Urwaldboden schauen konnte. Es ist dort keine große Handlung passiert – während der knapp fünfminütigen Performance war kaum Zeit, sie zu vermissen.