Lächeln unter Tränen in Morsum

Julia Kaiser, 99 Jahre

Die Ewigkeit persönlich berührte die Festivalgemeinschaft am Vormittag des Ostermontags. Als das Publikum auf Einlass in die Dorfkirche St. Martin wartete und die Künstlerinnen und Künstler ihre Finger und Instrumente aufwärmten, begannen die Glocken zu läuten. Die Nachricht vom Tod des Papstes machte schnell die Runde. Und das folgende Matineeprogramm wirkte, als sei die kleine Kirche plötzlich Zentrum der ganzen Welt.

Claude Frochaux spielte auf seinem Cello zarte Präludien von der mit der göttlichen Ewigkeit ihr ganzes Leben lang so stark befassten Komponistin Sofia Gubaidulina, der Wahl-Holsteinerin, die im letzten Monat verstorben ist. Besonders friedlich und hell leuchtete danach Wolfgang Amadeus Mozarts himmlisches Klarinettenquintett, mit dem der Komponist einst ein Jahr voller Schicksalsschläge hinter sich brachte.

Die zuversichtliche Tonart A-Dur schimmert hinter einem Tränenschleier und sagt: „Auf der Welt gestorben, doch in Ewigkeit mit uns verbunden.“ Golden der Glanz der vier Streicher, wie ein zartes Wehen Matt Hunts Klarinette, die Schatten und Lichtstreifen am Horizont zu einem Schleier wob, der alle zusammen tröstend einhüllte.