„Mein Antrieb ist die Leidenschaft für die Musik“

Lukas Briechle, 20 Jahre

Die meisten Menschen, die etwas öffentlich präsentieren, kennen die Angst, Können unter Beweis zu stellen. Vor Publikum. Lampenfieber! Ebendiese Angst wird oftmals von der Aussicht überdeckt, für seine Arbeit Lob und Anerkennung zu bekommen. Doch dies ist bei Elsa Klockenbring komplett anders.

Reisen ist die aus Straßburg stammende Geigerin Elsa gewöhnt. Ihr musikalischer Werdegang begann schon im frühesten Alter: Sie nahm Violine- und Klavierunterricht. Bühnen in vielen Ländern Europas hat sie schon bespielt: Belgien, Deutschland, Frankreich… Manchmal muss sie sogar mehr als 16 Stunden Zugfahrt über sich ergehen lassen, um zu ihrem nächsten Auftritt zu gelangen. Dabei ist es sehr verständlich, dass eine Tournee nach der anderen an ihren Kräften zehrt. Doch in der Gemeinschaft mit anderen begeisterten Musikern findet die 22-Jährige Energie. Der Großteil ihres Soziallebens findet im Orchester statt. Ihre besten Freunde sind Musiker mit ähnlichen Interessen wie sie, erzählt Elsa im Interview.

Sobald der Takt eingezählt wird, spielt auch im Musiksaal des Marianums einzig und allein die Gedankenwelt Johannes Brahms‘ ihr Lied. Elsa berichtet im Interview, wie sehr sie die Werke von Brahms begeistern – wie sie Gefühle und Gedanken ausdrücken können, die man nicht in Worte fassen kann. Das Quintett für Klarinette in h-Moll berührt jeden im Raum. Eine Schülergruppe des sozialen Gymnasiums am Marianum Hegne hat die Möglichkeit, im Rahmen der TRIALOG Concerts 2019, exklusiv bei einer Probe für das bevorstehende Konzert in der St. Nikolauskirche in Allensbach dabei zu sein. Hierfür kommen die Musiker Winfried Rademacher (Violine), Barbara Doll (Viola), Marcus Hagemann (Violoncello) und Elsa Klockenbring (Violine) extra in den Musikraum des Marianums Hegne. Francois Benda (Klarinette) musste auf Grund von Krankheit den Auftritt absagen – für ihn springt Andrzej Cieplinsky ein, der am Tag zuvor aus Warschau nach Basel geflogen ist, um die Streicher zu treffen.

Dann, während der Probe, werden sie sichtbar, die Begeisterung und die Emotionen, in allen Gesichtern der Musiker. Mit eleganten und sanften Handbewegungen streicht Elsa Klockenbring mit dem Bogen über die Saiten ihrer Geige. Jedes Instrument hat seinen eigenen Charakter, erzählt Elsa später. Folglich bedeutet jeder Instrumentenwechsel eine Umgewöhnung. Während des Studiums hatte sie auf Grund eines Stipendiums die Möglichkeit, eine alte italienische Geige zu spielen. Nach dem Studium war es für sie schwierig, sich von der italienischen Geige zu verabschieden und sich auf die andere Bauart eines neuen Instrumentes einzustellen.

Elsa Klockenbring und ihre Ensemblekollegen sind gelassen. Immer wieder wird die Probe unterbrochen, Passagen des Stückes wiederholt oder technisch verfeinert. Jeder Musiker interpretiert eine Komposition anders. Man möchte das Stück nach seinen Vorstellungen verfeinern und verbessern. Dabei kann es zu langen Diskussionen kommen. Elsa hält sich bei solchen Auseinandersetzungen eher im Hintergrund. Es scheint, als könne sie darauf verzichten, auch noch ihre Meinung mit einzubringen. Sie möchte musizieren.

Brahms war ein großer Komponist, mit herausragenden, phantasievollen und berührenden Werken. Diese Gefühle aus den Partituren zu lesen und umzusetzen, in einem Orchester mit unterschiedlichen Persönlichkeiten auf einen Punkt zu bringen, ist eine große Kunst, für die auch ausgelassene Diskussionen erforderlich sind. Doch es ist möglich, wenn jeder in seiner Rolle aufgeht, sie umsetzt und auch mal Kritik annehmen kann. Später im Konzert kann man spüren, was Elsa während des Interviews gesagt hat: „Mein Antrieb ist die Leidenschaft für die Musik“. Das Fundament für die Verwirklichung der Gefühle in der Musik ist die Leidenschaft eines jeden Musikers.