Das Programm ist bereits ausverkauft, aber wir können die Generalprobe erleben. Die Bühne befindet sich in einer Ecke des Raumes, auf dessen zwei Wände Bilder projiziert werden, und das Publikum sitzt ebenfalls auf zwei Seiten. Der Klang ist dreidimensional mit mehreren Lautsprechern, von denen jeder ein anderes Klangmaterial abspielt, so dass das Publikum vollständig in den von Juliane Hodkinson beabsichtigten besonderen akustischen, magischen Raum eingehüllt wird.
Ready for Ecstasy ist eine spannende Zusammenarbeit von Komponistin Juliana Hodkinson, Performerin Truike van der Poel und Dichterin Ursula Andkjær Olsen. Das Thema ist ‚Frau und Weiblichkeit‘: Die Präsenz der Frau in ihrem sozialen und persönlichen Umfeld, ihr Körper und ihre Sexualität, die Realität der Weiblichkeit, werden von Truike von der Poel mit allen Möglichkeiten ihrer Stimme, ihres Körpers und ihres Geistes dargestellt. Ihr gut kontrollierter Körperausdruck sowie die verschiedenen Ausdrucksmöglichkeiten mit ihrer Stimme haben uns fasziniert.
Ihre Darstellung wird unterstützt durch ein Kostüm von Sophia Kalkau, das sich von Anfang bis Ende ständig verändert: Das lange, ärmellose, eng anliegende rote Kleid kann am ganzen Körper von Kopf bis Fuß getragen werden, so dass die Performerin wie ein roter Klumpen aussieht. Das Kleid kann auch die Szenen wechseln, indem die Länge des Kleides verkürzt oder verlängert wird. In der zweiten Hälfte verwandelt es sich auf der Bühne gekonnt von einem roten zu einem schwarzen Kleid und schwarzen Schuhen. Mir scheint, dass die rote Farbe die Menstruation und das lebensschaffende mütterliche Blut symbolisiert, während die Veränderung zu Schwarz die Menopause darstellt. Damit wird deutlich, dass die dänische Dichterin Olsen in ihrem Langgedicht My Jewel Box, auf dem Ready for Ecstasy basiert, zwei gegensätzliche Konzepte beschreibt und beleuchtet.
Eine der einprägsamsten Szenen ist die, in der die Performerin hinter einer projizierten Steinwand singt und auf einem instabilen Gerüst balanciert. Warum bekam ich eine Gänsehaut? Ist es, weil die schwierige Balance der Frauen symbolisiert wird, ein neues Leben in ihrem Körper zu nähren und gleichzeitig als Individuum zu leben?
Eine weitere Attraktion dieses Werkes ist, dass das Publikum mitmachen kann. Gegen Ende geht die Performerin in schwarzem Kostüm auf das Publikum zu, singt: „I distribute“, „ich verbreite“ und verteilt Zettel in die Hände des Publikums mit einem englischen Text, den sie einige Zuhörer laut vorlesen lässt. Das Publikum wird zu aktiven Teilnehmern und nicht nur zu Zuschauern in der Welt von Ready for Ecstasy.