Selbstreferenz

Marie Braun, 25 Jahre

Das englische Wort „to frame“ hat unterschiedliche Bedeutungsdimensionen und kann unter anderem mit „zusammensetzen, gestalten, jemanden hereinlegen oder etwas manipulieren“ übersetzt werden. Als Substantiv „Framing“ ist es mittlerweile auch im Deutschen bekannt und hat sogar Eingang in den Duden gefunden. Dort ist es beschrieben mit: „durch Medienproduzent oder – konsument erfolgende Einbettung eines Themas in einen subjektiven Deutungsrahmen.“ Es geht also um das Aneignen und Einpassen bestimmter Themen in das eigene, subjektive Verstehen und Erleben.

In seinem Musiktheater „Frame“, das nun beim ECLAT-Festival uraufgeführt wird, behandelt Komponist Malte Giesen das Thema auf eine besondere Art und Weise. Gemeinsam mit Regisseur Thomas Fiedler bringt er ein Werk auf die Bühne, das seinen eigenen Bezugsrahmen thematisiert, nämlich seine Entstehungsgeschichte. Wie gelingt es einem Musikstück, sich selbst zu thematisieren? Und was macht es mit dem Zuschauer, wenn das zentrale Thema eines Stückes es selbst ist? Eine zum Teil miterlebte Generalprobe und ein Gespräch mit Komponist und Regisseur lassen mich sehr neugierig werden auf die Uraufführung am Abend.

Musikalisch und szenisch beschreiben die beiden Künstler ihr Musiktheater als „Mosaikform“, verbindet es doch verschiedene musikalische Stile und Techniken, Darbietungsformen, Medien und Erzählweisen zu einzelnen, aber doch verbundenen Szenen. Diese erzählen von der Entstehung des Werkes und werden mit Videos kombiniert, die den Kompositionsprozess oder die Probephasen der zwei Sängerinnen und drei Sänger der Neuen Vocalsolisten und der sechs Instrumentalisten des Ensembles ascolta zeigen. Elektronische Sounds bilden eine weiter akustische Ebene.
Ich bin gespannt, wie ich als Zuhörer mit diesen Mitteln in den Entstehungsprozess und damit in das Werk selbst hineingezogen werde, welche „Frames“ ich entdecken kann und ob nicht vielleicht auch weitere Bedeutungsebenen des Wortes ihren Platz finden. Die Probe hat mich schon mal sehr in den Bann gezogen.