Tiefseeleuchten

Isabella Margalef, 18 Jahre

„Skull ark, upturned with no mast“ von der Italienerin Clara Ianotta ist ohne Vorwissen schwer zu greifen, mit ein paar Infos ist es dafür um so wirkungsvoller. Das Zusammenspiel zwischen hell und dunkel, laut und leise und technischen Lichteffekten bringt die Kernaussage des Stücks zum Leuchten.

clara ianotta
Interview mit Clara Ianotta

Das Konzept hinter dem Stück wurde inspiriert von meiner Leidenschaft für die Tiefsee. Ich habe viel über das Leben in der Tiefsee recherchiert, es fasziniert mich sehr dass dort unten kein natürliches Licht vorhanden ist und dass es den Lebewesen dort unten deshalb möglich ist, selbst zu leuchten. Zu der Dunkelheit kommt der enorme Druck, der aufgrund der Tiefe dort unten herrscht. In einer Dokumentation erfuhr ich eine unglaubliche Geschichte.

Kleine Garnelen werden als Larven in eine bestimmte, wunderschöne Art von Schwämmen gespült. Wenn aus den Larven dann ausgewachsene Garnelen werden, ist es Ihnen aufgrund ihrer Größe nicht möglich, das Innere des Schwamms zu verlassen. Sie sind innerhalb gefangen. Einerseits wollen die Garnelen den Schwamm verlassen, andererseits bietet ihnen der Schwamm Nahrung und Sicherheit. Im Gegenzug halten die Garnelen den Schwamm sauber. Die beiden Lebewesen gehen eine Symbiose ein. Diese Geschichte übertrug ich dann auf die Welt, in der wir leben. Wenn dich niemand sieht, wenn nur du selbst dich siehst, existierst du dann? Ich hörte Interviews mit Menschen, die gefoltert worden an und ein Satz aus diesen Potcasts blieb mir in Erinnerung: Wenn du lange in einem dunklen Raum gefangen gehalten wirst, beginnst du selbst daran zu zweifeln, dass du existierst. Das Stück handelt davon, die Menschen, die gefangen sind in den Strukturen meiner Skulptur Stück für Stück für das Publikum sichtbar zu machen. Verstärkt wird das durch Geräusche, die zu Beginn elektronisch sind, am Ende schließlich vollständig von den Künstlern auf der Bühne stammen. Die Künstler spielen mit der Skulptur.

Tiefseeleuchten

Woher stammen die elektronischen Geräusche zu Beginn?

Es sind Aufzeichnungen von Alltagsgeräuschen, zum Beispiel von einer Kühlschrank oder von einer summenden Glühbirne, gemischt mit Megafonen. Die Sänger mischen sich dann Nach und Nach dazu, sei es mit ihrer Stimme oder zum Beispiel mit einer Bürste, die ein Geräusch an der Skulptur erzeugt.

Hast du die Skulptur selbst entworfen?

Ja, ich habe das Design gemacht. Anna Kubelik, eine Schweizer Architektin hat mir bei der Planung geholfen. Wir haben die Skulptur zum Transport auseinander gebaut, die Skulptur ist modular. Wir brauchen ca. 5 Stunden für das Aufbauen der Module, für das Zusammenstellen der Konstruktion mit dem Licht noch mal ungefähr zwei Stunden. Es dauert eine Ewigkeit. Deshalb sieht die Skulptur auch jedes Mal ein klein bisschen anders aus, wenn wir sie aufbauen. Hier in Stuttgart haben wir eine Black Box zu Verfügung, das freut mich sehr. Davor hatten wir zwei mal eine Whitebox, das Licht wirkt in beiden Räumen total anders. Mir gefällt die Blackbox besser, da kommt die Wirkung besser an.