What the…?

Jule Diehl, 17 Jahre

Music was my first love…but will it be my last? Wie schrecklich kann Musik klingen, bis sie Boykott erlebt? Wo fängt Dissonanz an und wo hört Musik auf? Musik fasziniert gewiss alle Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann. Nicht grundlos tragen die meisten in Bus und Bahn heute Kopfhörer, nicht grundlos wummert aus Autos der Bass. Musik fasziniert, gewiss. Durch ihre Fähigkeit, Menschen vom Denken abzulenken. Über die Ohren steigt Musik in den Kopf und lässt sich von dort nicht so einfach wieder vertreiben. Seien es die Lyrics, mit denen sich Zuhörende identifizieren, seien es besonders mitreißende Rhythmen oder Harmonien, sei es was auch immer, es funktioniert. Es – die musikalische Ekstase. Dabei feiert jeder andere Arten der Musik, so gibt es unterschiedliche Genres, von Pop zu Rock zu Rap zu klassischem Geklimper. Und dann gibt es da noch einen Sonderling: Neue Musik.

„Bring mir ein Autogramm von Harry Styles mit“, lautet mein Auftrag, als ich sage, dass ich beim ECLAT-Festival Neue Musik hören werde. Fast. Denn so eine Art von Neu ist das hier nicht. Das hier ist… anders. Neue Musik klingt experimentell. Es kommt mir vor, als würden Szenezugehörige austesten wollen, bis zu welchem Grad der akustischen Überforderung ein Publikum im Theaterhaus Stuttgart erscheint, und wie lang es im Saal sitzen bleibt. Doch was bei diesem Festival mehr überrascht als die bereits unerwarteten Klänge auf der Bühne, ist die Tatsache, dass sich immer wieder Leute die Ohren zuhalten, über Kopfschmerzen klagen oder einfach nur den Sound of Silence herbeisehnen.  Die Anstrengung, die diese neue Art der Musik erfordert, scheint also offen ausgesprochen werden zu dürfen. Sind sich die Komponierenden darüber im Klaren? Zeichnet sich Neue Musik durch ihre verrückten Klänge als etwas Besonderes aus oder grenzt sie sich dadurch selbst von einem an Harmonie gewöhnten Mainstream aus, wird zum Underdog der Hitparaden?

„Neue Musik stellt in Frage, was gut klingen bedeutet“, kommt mir im Laufe des Festivals zu Ohren und das trifft es tatsächlich gut. Wikipedia ergänzt, Neue Musik zeichne sich vor allem durch teils radikale Erweiterungen der klanglichen, harmonischen, melodischen, rhythmischen Mittel und Formen aus. Was aber anfangen mit diesem Experimentierkoffer aus neuartiger Klangerzeugung? Darauf einlassen, lautet der Zauberspruch.

Völlig ohne Erwartungshaltung lasse ich mich überrumpeln, möglicherweise auch gravierend schockiern. Gleichzeitig gerate ich nicht in Versuchung, Gehörtes mit Hilfe von musikalischem Vorwissen verstehen zu wollen. Zudem erscheint es hilfreich, Neue Musik nicht um jeden Preis mit Charts vergleichen zu wollen, sie zielt ja gerade darauf ab, unvergleichlich zu sein. Stattdessen: Neue Musik einfach akzeptieren, ihre Andersartigkeiten tolerieren und die Kompetenz der Komponierenden und Musizierenden honorieren. Dann wird die Liebe zur Musik, egal welcher Gattung, keine Last, sondern will be my last!