Zwischen Turnmatten und Tierstimmen

Hannah Floto, 24 Jahre

Schon beim Einstimmen der Instrumente lugt ein Mädchen in weißer Bluse und Jeansrock neugierig durch die Verandatür und dreht Pirouetten. Kurz darauf klopfen mehrere Kinder ungeduldig gegen die Scheibe: Wann geht es endlich los?

In ihrer selbst überlegten Geschichte – umrahmt von zwei Violinen und einem Cello – geht es um ein fröhliches Dorf mit vielen Tieren. Die Violine ruft wie ein Hahn, das Cello muht wie eine Kuh. Als die Sage vom einsamen Jäger beginnt, der hinter eisbedeckten Bergen lebt, erklingen die Streichinstrumente knarrend und dunkel. Ein Kind mit pinkem Cappy hält sich vorsichtshalber die Ohren zu.

Dann verschwindet die Sonne und der Verdacht fällt schnell auf den geheimnisvollen Jäger. Um ihn herbeizurufen, klatschen die Kinder gemeinsam und stampfen auf den Boden. Eine dunkle Gestalt im Mantel tritt hervor, die Sonne in der Hand. „Ich liebe alles, was leuchtet“, sagt der Jäger. „Aber in meinem Land ist es kalt und dunkel.“ Er will die Sonne nicht einfach zurückgeben und fordert ein Konzert.

Das Ensemble Il Concerto Intempestivo stammt aus Basel und hat sich 2023 gegründet. Eigentlich sind sie zur Lunchkonzert-Reihe im Nikolaisaal angereist.  Mit dem Kita-Besuch bereichern sie das Programm der Musikfestspiele Potsdam Sanssouci gerne. Den Musikern macht es sichtlich Spaß, „besonders die leuchtenden Augen der Kinder zu sehen“, sagt die Cellistin Rebecca Krieg. Rahel Boell und Jaume Guri haben ihre Violinen mitgebracht. Der Cembalist Eliot Dios ist als Schauspieler mit dabei.

Das Dorf möchte die Sonne zurück. Da auch die Dorfvögel mit der Dunkelheit verstummt sind und kein Konzert bieten können, müssen die Kinder die Musiker unterstützen. Mit Vogelpfeifen geben sie einen lauten und schrillen Auftritt. Der Jäger gibt die Sonne frei und darf sogar im Dorf bleiben. Als frohes Ende der Geschichte spielt das Ensemble einen fröhlichen barocken Tanz vor.

Daniella Strasfogel, die Hörvermittlerin der Musikfestspiele, gibt dem jungen Ensemble den Tipp, dass es auch ruhig mehr zusammenhängende Musikstücke hätten sein können. Dass die Musiker aus Basel ihr Konzept für den Kita-Besuch selbst vorbereitet haben, findet sie bemerkenswert.

Für die Kinder braucht es kein Schloss und keinen Konzertsaal, um sich von Musik begeistern zu lassen.