Julia Kaiser ist freie Hörfunkautorin im Bereich Kultur und Kulturvermittlung.
Das Projekt JungeReporter hat sie über Jahre entwickelt, in diesen Journalistenakademien für junge Leute gibt sie ihre journalistischen Erfahrungen und ihre Faszination für ihren Beruf weiter – an Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sowie Menschen mit besonderen Bedürfnissen.
Der zauberhafte Tanz der Glühwürmchen
Katharina Meding, 20 JahreDas Licht erlischt und eine flimmernde Atmosphäre entsteht, die an eine Nacht unter Bäumen erinnert. Der Blick gleitet ins Unendliche, weil die Finsternis alles verschluckt. Nur der Wind und die raschelnden Blätter sind zu hören. Hier und da entferntes Grillenzirpen. Plötzlich schiebt der Wind die Wolken beiseite und gibt den Blick frei auf eine zauberhafte Choreographie aus Lichtspiel und Klängen. Der Wind wird mild und das Ballett der Glühwürmchen beginnt.
Teil des Klanguniversums
Hannah Schneider, 28 JahreMir gegenüber sitzt Marta Gentilucci. Nun ja, mir gegenüber sitzt mein Laptop, der mir Martas Bild aus Ihrem Zuhause in meins überträgt. Am Tag nach der Aufführung ihres Stücks Canzoniere konnte ich mit der zufrieden wirkenden Komponistin sprechen. Die Werke der ausgebildeten Sängerin sind stark vom Gesang beeinflusst.
Social oder doch eher unsocial Distancing?
Sophie-Caroline Danner, 24 JahreWie verschieden sich das Spielen vor leeren Rängen auf die einzelnen Gemüter auswirkt, zeigt das Gespräch mit dem Pianisten Steffens-Holländer und Clemens Thomas, dem Artistic Manager des ensemble recherche.
Tagebuch einer unheimlichen Uraufführung in meinem Zimmer
Antonia Katharina Marx, 29 JahreDurch meine Lautsprecherbox strömen dunkle, knarzende Klänge. Sie nehmen Anlauf und hüpfen in metallische, hohe Trompetentöne- und Blechperkussions-Trauben, die reibend klingen.
Bewohnt die Kunst einen freien Raum?
Antonia Katharina Marx, 29 JahreIn ‚Whistle-Blower‘ verarbeitet Iris ter Shiphorst unter anderem eine in Morsezeichen übersetzte Aussage von Chelsea Manning. Im Interview spricht sie darüber, was sie zum Komponieren motiviert und gibt einen Einblick in ihren Umgang mit dokumentarischem Material. Dabei entstehen durch Grenzüberschreitungen aus dem „reinen Kompositionsgenre“ heraus interessante Möglichkeiten von Kunst und ihrem Welt- und Gesellschaftsbezug.
Der Sandmann
Katharina Meding, 20 JahreIch fühle, wie Nathanael eingenommen wird. Wie die Musiker*innen es schaffen, eine klebrige Masse erklingen zu lassen. Als wäre Nathanaels Kopf neblig und unklar, als wäre er so geblendet, dass er nicht mehr klar denken kann. Ich bemerke das Echo einer Angst, die der Sandmann verströmt.
Raum für Klang in neuem Kontext
Hannah Schneider, 28 JahreMarta Gentiluccis ‚Canzoniere I‘ lässt die Zuhörenden wandern, durch den Raum, durch die Zeit. Ein Wortfetzen Russisch durch die geräuschhaften Sphären – ein Gefühl weit entfernter Familiarität durch den Nebel der Jahrhunderte. Die Gedichte der Autorinnen werden eingewoben in den Klangteppich, der von Verlust und Wiederfinden berichtet.
Vielfältige Digitalität
Olivia Artner, 26 JahreJeremias Schwarzer an der Soloblockflöte, allein und getrennt aufgenommen vom ihn begleitenden Streichensemble – ein schönes Bild für die Isolation, in welche sich viele Whistleblower begeben müssen, als hohen Preis für das Aufdecken der Wahrheit.
Upside down
Oda Holt Günther, 21 JahreDuring an interview with composer Dániel Péter Biró, the idea of unanswerable questions comes to us in the context of music. Biró has a fundament of interestingly combined and specific knowledge, that you could assume he would have the answers to any questions you might ask him about his compositions. But as we start talking, it seems that deep competence does not necessarily equal a thousand answers – and maybe that is exactly the point, that the more you know, the more you know is still left to be discovered.
Abstrakte Absurdität
Katharina Meding, 20 JahreKulturelle Windstille bedeutet nicht, dass ein Projekt keine Segel setzen kann. Tatsächlich gab sie Leopold Hurt den Anlass, sein lang erdachtes Werk über die „Rossbreiten“ umzusetzen, ein „Hochdruckgebiet mit beständiger Windstille“ auf der Nord- und Südhalbkugel, das vor allem für Seefahrer eine gefährliche Situation darstellt, da hier aufgrund von „langanhaltenden Flauten“ die Wasservorräte schnell schwinden können…
Was müssen die nächsten Schritte sein?
Hannah Otto, 20 JahreVor mir sitzt Sarah Maria Sun. Vor mir, auf meinem Bildschirm, sitzt Sarah Maria Sun in ihrem Hotelzimmer in Stuttgart.
Schmerzgrenze Schreien
Sophie-Caroline Danner, 24 JahreDie Neuen Vokalsolist-innen Susanne Leitz-Lorey und Truike van der Poel sprechen mit den ECLATReporterinnen über ihr Verhältnis zu Hemmschwellen, Schmerzgrenzen und Ängsten, wenn es an die Stimme geht.
Nebel im Kopf
Sophie-Caroline Danner, 24 JahreIch liege im Bett auf dem Rücken, die Augen geschlossen, Kopfhörer auf den Ohren, im Klang versunken. Doch halte ich es so nicht lange aus, ich will auch sehen, was da passiert! Ein großes Schlagwerk-Setup ist da rechts im Bild zu sehen und eine junge Frau, die es bedient. Vibraphon, Tam-Tam, Klangschalen auf Fellinstrumenten. Dazu höre ich die Stimme einer anderen Frau, die durch den sphärischen Klangnebel um meinen Kopf kreist, dann untertaucht, um ganz Teil davon zu werden, nur um sich wieder abzulösen.
Furchtloser Ritter am Klavier
Magdalena Zathammer, 25 JahreSo furchtlos und neugierig wie Don Quixote, scheint auch der Pianist Christoph Grund zu sein, wenn es um die Entdeckung neuer Klangwelten geht.
Wo ist jetzt der Eklat?
Olivia Artner, 26 JahreDas Eröffnungskonzert des ECLAT-Festivals ließ mich mit einigen Fragen zurück. Ich will nicht lügen – mir hat es nicht besonders gut gefallen. Zuallererst frage ich mich, wieso mir so langweilig war. Von schönen Zusammenklängen, sehr harmonisch bis atonal, mit und ohne leichte elektronische Unterstützung, bis zu punktuellen Strukturen mit Fokus auf Wortfrakturen und Artikulation war alles dabei. Es gab Videoeinspielungen, performative Elemente, Bühnenbild.
Zeyneps stille Welt
Magdalena Zathammer, 25 JahreIn dem Werk `Notes from the Silent One´ von Zeynep Gedizlioglu spielt die Stille eine zentrale Rolle. Es ist aber nicht die bloße Abwesenheit jeglicher Geräusche, die sie fasziniert, sondern eine Idee von Stille, die nicht zu überhören ist. Im Rahmen von ECLAT wird ihr Werk für Streichorchester, das 2015 komponiert wurde, zum ersten mal online übertragen und wird dadurch wohl eine Veränderung erfahren. In welcher Form das Stück und dessen Wirkung durch die digitale Übertragung sich verändern wird, darauf ist auch die Komponistin gespannt.
Whistleblowing auf der Blockflöte
Magdalena Zathammer, 25 JahreBlockflötenkonzerte zu komponieren war für Komponisten im Barock gang und gäbe. Doch in den nachfolgenden Epochen verlor die Blockflöte als Soloinstrument zunehmend an Beliebtheit. Jeremias Schwarzer hat in Zusammenarbeit mit der Kunststiftung NRW das Projekt ‚Neue Blockflötenkonzerte‘ konzipiert und erweckt diese Gattung aus Ihrem Dornröschenschlaf. Die Idee besteht darin, an herausragende Komponist*innen unserer Zeit heranzutreten…
gender equality zwischen Komponist*innen?
Hannah Otto, 20 JahrePolitische Themen in Verbindung mit musikalischer Darbietung sind für die Sopranistin Sarah Maria Sun nichts Neues. Im Oktober 2020 veröffentlichte sie das Lied „Man with a Bible“ in Zusammenarbeit mit Matthias Schneider-Hollek und einem Text von Jim Clayburgh. Dieser thematisiert die Amtszeit Donald Trumps und die Black Lives Matter Proteste. Im Interview spricht sie über ein Thema, welches die Sopranistin aktuell beschäftigt: Die fehlende Gleichberechtigung unter Komponist*innen in der klassischen Musik.
Waffenwerbung, Mainstream-Pornos: Laure M. Hiendls hochpolitische Kunst
Olivia Artner, 26 JahreHardcore Penetration Bullet. Accuracy and lethality. Optimized performance. In Laure M. Hiendls Werk “Ten Bullets Through One Hole”, ausgezeichnet mit dem 65. Stuttgarter Kompositionspreis, wird man mit obszön entmenschlichter Rhetorik konfrontiert. Der Text ist jedoch nicht selbst ausgedacht und frei erfunden – er ist zusammengesetzt aus Werbung europäischer Rüstungshersteller in Kombination mit Namen heteromaskuliner Mainstream-Pornografie.
Interview mit dem Trio Greifer
Katharina Meding, 20 JahreWieder nur per Zoom, diesmal aber steht der Computer, über den das Trio Greifer mit uns spricht, im Theaterhaus Stuttgart.
Sprengung von Grenzen
Magdalena Zathammer, 25 JahreDas Eröffnungskonzert des ECLAT-Festivals 2021 hat Grenzen nicht nur überwunden, sondern ist weit darüber hinaus gegangen. Mutig und offensiv. Absolut fordernd in seiner Expressivität. Die Performance der Neuen Vocalsolisten war ebenso beeindruckend wie mitreißend. Mit scheinbarer Leichtigkeit balancierten sie auf dem Grat der stimmlichen Grenzen und überzeugten nicht nur als Stimmkünstler, sondern auch mit schauspielerischem Talent beim Darstellen der verschiedenen Rollen.
Sense or meaning?
Oda Holt Günther, 21 JahreDániel Péter Biró speaks with ECLATReporters about composing in the length of historical events. His message with a piece like that? „I would not say that ‚I‘ have a message with it. But I hope the piece itself does.“
Keine Kunst ohne Message
Sophie-Caroline Danner, 24 JahreHat dieses Kunstwerk eine „Message“? Raed Yassin mag diese Frage nicht. Am Mittwoch wird die Uraufführung seines Stücks „A Short Biography of a Snake“ beim ECLAT Auftaktkonzert zu hören sein.
Makaberes Cabaret
Sophie Caroline, 24 JahreAya Metwalli hat das Stück „cabaret macabre“ für das ECLAT Festival komponiert. Im Video spricht sie darüber, wie Sexualität Teil der ägyptischen Kultur war und nun Stück für Stück verschwindet oder schon verschwunden ist.
Verstummtes Echo
Magdalena Zathammer, 25 JahreIch verstehe den Zusammenhang von Musik und Bild nicht, bin aber tief berührt. Wer kann das Schreien in Belarus verstummen lassen und den Stimmen ihr Echo zurückzugeben?
Quälendes Warten
Sophie-Caroline Danner, 24 JahreSchön ist es nicht. Weder Bild noch Ton. Doch will es auch nicht gefällig sein, ganz im Gegenteil. Der Zuschauer hat Teil an dem Warten darauf, das irgendetwas passiert. Doch nichts passiert. Beim Zuschauen, wie die Person auf dem Boden zuckt, frage ich mich zunächst, was das soll. Der Sinn erschließt sich mir erst, als ich den Text unter dem Video lese. Daraufhin muss ich es noch zwei weitere Male mit großer Aufmerksamkeit anschauen. Was bedeutet die Uhr? Wie passt das, was man sieht, zur Musik? Eine Vielschichtigkeit zeigt sich, die ich so beim ersten Betrachten nicht sehen konnte. Ein unangenehmes Kunstwerk mit großer Tiefe.
Hinschauen!
Katharina Meding, 20 JahreEin zerbrochener Bildschirm mit zersplitterten Momenten. Ein Mosaik aus Gedanken, Erlebtem und Erinnerungen. Das Werk gewährt Freiheit. Freiheit für das Auge, im ersten Blick einen Moment zu erhaschen und im zweiten eine letzte Bewegung zu erahnen. Es fesselt das Auge und zwingt es beinahe, durch die Scherben klar zu sehen. Aber der Film läuft unentwegt weiter, die Musik drängt zum Weiterdenken und plötzlich ist man wieder am Anfang. Wieder die friedlichen, verschwommenen Bäume, die nur ein Echo von dem sind, worum es eigentlich ging.
Präsidentin im Jogginganzug
Olivia Artner, 26 JahreDas Video „I WANT A PRESIDENT“ ist der Ruf der Künstlerin Maria Naprushinka und des Komponisten Clemens K. Thomas nach einer Präsidentin, die Hausfrau, Hebamme, Putzfrau und Krankenschwester ist – einer Präsidentin, deren Erfahrungswerte die einer vom System nicht bevorzugten, sondern meist zurückgedrängten Person widerspiegelt. Einer Präsidentin, die nicht korrupt, sondern fair und ehrlich ist.
Behind broken glass
Oda Holt Günther, 21 JahreZhanna Gladko’s contribution to this year’s ECLAT Festival project “Echos – Voices from Belarus” is a raw, yet subtle presentation of the young artist’s experience during the turbulent demonstrations and riots in her home country. As one can read in her own description; any footage found provoking of the government could at any time become the reason for torture and imprisonment. This is what makes her art work so strong.
ECLATReporter*innen 2021 voll digital
ECLATReporter 2021,Das Festival ECLAT lässt sich von Covid-19 nicht stoppen. Wir natürlich auch nicht. Kurzerhand verlegen wir unsere Redaktionstreffen, Interviews und sogar Probenbesuche ins Internet. Bei einem unserer ersten Meetings auf ZOOM besucht uns die Zoom-Fotografin Johanna Brodmann und macht uns fit für das richtige Interviewbild.


